Work-Life-Balance & Betriebliches Gesundheitsmanagement als Organisationsaufgabe

Betriebliches Gesundheitsmanagement heißt der offizielle Begriff, unter dem verschiedene Unternehmen versuchen, die Themen Gesundheit, Stressmanagement, Prävention und Selbstführung den Mitarbeiter*innen nahe zu bringen. Dies nicht ohne Grund, denn wir leben in einer Zeit von Burnout und gestiegenem Stresslevel im Arbeitsalltag.

Während wir es begrüßen, dass diesen Themen auf der individuellen Ebene mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, möchten wir den Blickwinkel etwas weiter nach oben, sozusagen auf die Vogelperspektive, lenken und mal auf die Gesundheit von Organisationen schauen. Denn es hilft nicht wirklich langfristig, am Symptom zu arbeiten, wenn die Auslöser sich nicht verändern.

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Viele Unternehmen sehen sich einem gestiegenen Konkurrenzdruck ausgesetzt. Es wird immer wichtiger, mehr in weniger Zeit zu leisten. Neben der Optimierung von Prozessen wird erwartet, dass die Menschen schneller und leistungsfähiger werden. Leider oftmals bis über die persönlichen Grenzen hinaus. Und viele Mitarbeiter*innen versuchen, den steigenden Anforderungen standzuhalten und mehr in weniger Zeit zu leisten.

Doch wie ist dies eigentlich möglich? Warum bleiben die Menschen nicht bei einem Arbeitsrhythmus und -tempo, welche sie langfristig gesund halten? Wir wiederholen in unseren Organisationen oftmals Verhaltensmuster, die wir aus unserem eigenen Familienkontext mitbringen. Wenn Menschen von zu Hause z.B. ein hohes Maß an Loyalität mitbringen, dann werden sie auch in ihrer Organisation loyal und zuverlässig bleiben. Wenn sie gelernt haben, ihren Wert über ihre Leistung zu definieren (z.B. wenn sie als Kind für ihre Leistungen in der Schule gelobt wurden bzw. für mangelnde bestraft), dann wollen sie auch in ihren Unternehmen für ihre Leistung anerkannt werden. Kritisch wird es dann, wenn der dauernde Leistungsdruck nicht nachlässt und wenn die Betroffenen beginnen, ihre eigenen Grenzen zu überschreiten. Eigentlich ist unser Organismus dafür zuständig, uns diese Grenzüberschreitungen zurück zu melden – doch sind manche von uns inzwischen Meister*innen im Ausblenden von körperlichen und emotionalen Symptomen. Die dauernden Kopfschmerzen werden ignoriert und die Schlafstörungen hingenommen.

Diese Fähigkeit, durchzuhalten, ist in Situationen von Gefahr und Krisen sehr wichtig – sie ist allerdings nicht für die Dauer bestimmt. Denn dann zieht der Organismus irgendwann die Notbremse und wir werden ernsthaft krank.

Was können Unternehmen also tun, um dies zu vermeiden? Schaffen Sie gesunde Arbeitsbedingungen! Und wie bleiben Sie dann trotzdem noch wettbewerbsfähig? Vielleicht ist es an der Zeit, von alten Denkmodellen abzulassen. Zufriedene, gesunde Mitarbeiter*innen sind viel eher auf Dauer leistungsfähig und kreativ. Es gibt keine Standardlösungen. Jede Organisation wird andere Möglichkeiten und Lösungen für eine gesunde Führung und Zusammenarbeit finden können. Wichtig ist aus unserer Sicht die Selbstbestimmung der Mitarbeiter*innen darüber, was ihnen in der jeweiligen Lebenssituation gut möglich ist und wie sie ihre Stärken und Kompetenzen gut einbringen können. Und die Möglichkeit, dies im Team und mit den Arbeitgeber*innen zu reflektieren und gemeinsame Lösungen zu schaffen.  Aus unserer Sicht ist es notwendig, kohärent zu sein, um als Mensch, Organisation und Gesellschaft gesunden zu können.