Embodiment & Neurobiologie


Wie schon der Name Embodied Mind sagt, fließen in unsere Arbeit Aspekte der Embodiment- und Hirnforschung ein – der Verbindung von Körper und Geist, bzw. von Intuition und Kognition. Da dies nicht allen geläufig ist, wollen wir ein paar Hintergrundinformationen anbieten.

Die Embodiment Forschung beschäftigt sich u.a. mit den Wechselwirkungen von Geist und Körper sowie dem Kontext, in dem diese eingebettet sind. Dies wird im Folgenden von Wolfgang Tschacher (in Storch et al 2006, s. 15) klar erläutert:

„Das Konzept Embodiment: unter Embodiment (deutsch etwa „Verkörperung“) verstehen wir, dass der Geist (also: Verstand, Denken, das kognitive System, die Psyche) mitsamt seinem Organ, dem Gehirn, immer in Bezug zum ganzen Körper steht. Geist/Gehirn und Körper sind wiederum in die restliche Umwelt eingebettet. Das Konzept Embodiment behauptet, dass ohne diese zweifache Einbettung der Geist/das Gehirn nicht intelligent arbeiten kann.“

Die Erforschung dieser Wechselwirkungen in der Embodiment- und auch in der Priming-Forschung (= Bahnung, siehe z.B. John A. Bargh) hat mehrfach belegt, wie zum einen bestimmte Körperhaltungen verändertes geistiges und emotionales Befinden anbahnen können, zum anderen, wie die Beschäftigung mit bestimmten Themen körperliche Auswirkungen hervorrufen kann. Körper und Geist sind somit nie getrennt voneinander sondern immer in Wechselwirkung.

Oder anders ausgedrückt: „Wie man geht, so geht es einem. Und wie es einem geht, so geht man.“ (Gunther Schmidt, Milton Erickson Gesellschaft Heidelberg). Die Embodiment Forschung steht in engem Zusammenhang mit der hypnosystemischen Arbeit (entwickelt aus der Hypnose Therapie nach Milton Erickson und verknüpft mit systemischen Konzepten). Hypnose wird in diesem Zusammenhang verstanden als Aufmerksamkeitsfokussierung auf innere unwillkürliche Prozesse. Denn diese bestimmen maßgeblich, wie ein Mensch die Welt erlebt und wie er in ihr agiert.

Das ausgeprägte Frontalhirn des Menschen ermöglicht es ihm, Lernerfahrungen zu machen und Problemlösestrategien zu entwickeln. In Situationen, in denen der Mensch Stress oder Bedrohungen ausgesetzt ist, wird in seinem Gehirn allerdings hauptsächlich das limbische System aktiviert (das Reptilienhirn). Dies ist ein entwicklungsgeschichtlich viel älteres Areal des Gehirns, welches nicht für die Verarbeitung logischer Denkprozesse zuständig ist, sondern eher für hochautomatisierte Prozesse und die schnelle Anwendung von Erfahrungswissen. Dies bedeutet, dass wir gerade in Situationen, in denen wir einen klaren Kopf bräuchten, eher auf Autopilot schalten.

Wie ist dieses Wissen in der Beratungsarbeit zu nutzen?

Die Arbeit mit eigenen Themen kann durch den Zugang zum Körper erleichtert werden. Innere Muster, die einen Menschen beispielsweise daran hindern können, sein Potential voll zu entfalten, können mittels Körperempfindungen (sog. somatischer Marker) und der Arbeit mit inneren Bildern klarer erkannt und damit auch verändert werden. Hierfür bedarf es keiner Analyse der Ursachen, sondern einer Ausrichtung auf die gewünschten Ziele.
Embodiment und hypnosystemische Arbeit ermöglichen eine re-fokussierung der Aufmerksamkeit auf zieldienliche Aspekte, so dass es dem Klienten/der Klientin wieder möglich wird, gleichermaßen Zugang zum Frontalhirn sowie zum Körpergefühl zu bekommen und differenzierte Entscheidungen zu treffen. Muster können unterbrochen und idealerweise neue Vernetzungen gebahnt werden, die ein gewünschteres Erleben und Verhalten hervorrufen.

Wir arbeiten in diesem Zusammenhang nicht mit allgemeinen Inhalten, Fähigkeiten oder Fertigkeiten (Skills), sondern suchen mit unseren Klient*innen für sie und ihre Zielerreichung sinnvolle Inhalte, die für sie kraftvoll und förderlich sind.